Siim: Der Wettkampf  Expedition Estonia entlang der estnischen Wildnis, ist alles, was der Name schon sagt – ein Abenteuer, Reise und Niemandsland. Was in weniger als zwei Tagen geschah, bietet mehrere Seiten Schreibmaterial, aber die Hervorhebung einer bestimmten Episode wäre wahrscheinlich unfair gegenüber anderen Vorfällen. Bei diesem Abenteuer geht es nicht nur darum, die umgebende Natur und künstliche Welt zu entdecken, sondern auch, sich selbst zu entdecken. Wie sehen meine Teammitglieder eigentlich aus, wenn sie müde und hungrig sind oder wenn sie Schmerzen haben?! Gibt es das Schlafmonster wirklich? Ist ein Parkschild mitten in einem verlassenen Sumpf relevant (Auszug aus Beobachtungen eines anderen Teams)? Gibt es ein Mückenschutzmittel, das wirklich hilft? Meine Heimat ist tatsächlich so schön, nicht wahr? So viele Fragen, aber zu unserem Glück gibt es darauf eine Antwort in Form der oben genannten Abenteuer. Aber OK – wahrscheinlich sind diese unbeantworteten Fragen über uns selbst oder die Welt der Grund, warum sich Menschen wie wir immer wieder von den Naturgewalten oder den Organisatoren der Expedition (oder beiden) verführen lassen. Die positive Entscheidung zur Teilnahme wird durch die hervorragende Auswahl an Lebensmitteln von Tactical Foodpack und die von den Organisatoren der Expedition Estonia durchdachten Standorte der Kontrollpunkte erleichtert. Eines ist also sicher – bis zum nächsten Mal!

„Gibt es ein Mückenschutzmittel, das wirklich hilft?“

Siim
Aidu Steinbruch

Sille: Als Rain mich gefragt hat, ob ich dem Team beitreten würde, war mein erster Gedanke: „Wow, ja, natürlich!“, aber das konnte ich nicht gleich aussagen, weil aus der Ruhe kommt die Kraft. Glücklicherweise ließ ich dieses Mal nicht meinen Verstand dominieren und antwortete „Ja“ zu dem intensivsten Abenteuer, das ich je erlebt habe! Expedition Estonia in Kürze durch meine Augen:

Ich habe schon immer alles Extremes geliebt, und mit der ersten Radetappe habe ich das alles erleben können – Sausen auf Asphalt im Dunkel, Sausen bis zum Hals im Gras, Sausen auf staubigen Schotterstraßen, Kurven auf den Steilhängen, während man die Punkte holt, und dann noch ein kleines Hinstürzen auf der Wiese. Einer der schönsten Momente war definitiv der Sonnenaufgang auf der Spitze des Kiviõli Aschehügels – wow! In dieser ersten Nacht verging die Zeit wie im Flug. Dann kam das herrlich kühle frühmorgendliche Schwimmen im Aidu Steinbruch, das ist auch ein Moment, die in lebhafter Erinnerung bleibt. Das weitere Laufen zu Fuß auf den Kieseln war nicht das angenehmste, aber es war trotzdem interessant. Von der kleinen Zeitstrafe, die wir wegen den falschen Bewegungspfad bekommen haben, waren wir etwas enttäuscht. Es war definitiv die anstrengendste Etappe für mich, da das Energiedefizit nachts sehr auffällig war und ich auch fast nichts essen wollte. Sobald ich auf dem Rad saß, war ich wieder glücklich. Abenteuer in heißen Steinbrüchen und Rennen auf endlosen staubigen Schotterpisten waren ebenfalls ein Erlebnis für sich. Nicht, dass ich es nicht genossen hätte, aber ich würde es sonst wahrscheinlich nie tun.

Auf dem Fluss Narva

„Wir wurden aber durch unsere super gute Zusammenarbeit gerettet und es geschafft, unseren Standort an einem kleinen Bach und einem See zu bestimmen. Bräunliches Sumpfwasser hat noch nie so gut geschmeckt als damals!“

Sille

Besonders toll war ein Abschnitt, der genau wie die Strecke beim olympisches Cross Country (XCO) aussah und wo es sehr wenig Spielraum für Fehler gab und man nicht aufhören konnte. Der nächste Wechselpunkt war wie ein Segen. Von da an begannen jedoch die Dinge zu passieren … wir gingen zum Sumpf  Nummer 1, und wenn es vorher keinen schwerwiegenden Fehler auf dem Kurs gab, konnten wir dort die Punkte einfach nicht finden, selbst wenn wir alle vier Kompasse benutzten. Es war ein ziemlich langes Abenteuer! Und als endlich die ersten Punkte gefunden waren, wurde es noch schwieriger – Hitze, Hitze, nochmal Hitze und dann Mücken und Moskitos und auch das Energiedefizit begann zu wirken. Danach waren wir eine Weile aus dem ersten Moor heraus… Einige Stichworte dazu: endloser Wald, Schlamm, Red Bull, Schotterpisten, Wiese… Und dann kam einer meiner Lieblingsteile des ganzen Abenteuers – wir gingen zum Moor Nummer 2. Und naja, dort haben wir uns komplett verirrt… es kam ein völlig hoffnungsloses Gefühl auf und auch die Gedanken, ob wir überhaupt einmal aus dem Sumpf herauskommen. Wir wurden aber durch unsere super gute Zusammenarbeit gerettet und es geschafft, unseren Standort an einem kleinen Bach und einem See zu bestimmen. Bräunliches Sumpfwasser hat noch nie so gut geschmeckt als damals! Als wir raus aus dem Sumpf gekommen sind, müssten wir uns noch etwas anstrengen, bevor wir den Wecshelbereich erreichten. Es gab viele Mücken und es wurde immer dunkler. Jetzt war es schon sehr schmerzhaft zu laufen. Wir hatten die Laufen-Gehen-Laufen-Methode eingeführt und los geht’s! Es war ein aufregendes Abenteuer mit Fledermäusen im Flussbett.

Kontrollpunkt

Der Teil vor dem Kanu war einfach ein Albtraum für mich, weil es keine Decke, kein Kissen und keine trockene Kleidung gab. Ich hatte nur eine Regenjacke, ein dünnes „heatsheet“ und ein schmerzender Körper. Und kalt war es auch. Außerdem plagten mich unangenehme Gedanken darüber, dass ich die durchnässten Klamotten und Socken nach ein paar Stunden genauso wieder anziehen muss. Um 3 Uhr stieg ich aus dem Zelt – super! Mit Hilfe von Red Bull und einer Weste, die ich zusätzlich zu meiner nassen Kleidung bekommen habe, wurde es langsam wärmer. Toll war auch der wunderschöne Sonnenaufgang mit Schwanenfamilien und Nebel auf dem Fluss Narva. Eine kleine Enttäuschung kam wieder nach dem Kanu, als wir feststellten, dass wir nicht mehr zum Sumpf gehen konnten. Aber egal, die letzte Radetappe und das war’s! Das Ende ging schnell und selbst im Ziel fühlte es sich an, als wäre das Ende zu einfach! Alles in allem super super super – ich bin so froh, dass ich ein Teil von diesem super tollen Team und Abenteuer sein durfte. Es hat alles geklappt!

Sonnenaufgang auf der Spitze des Kiviõli Aschehügels

„Aus Sicht des Teams lief alles perfekt. Siim, Sille und Kaspar sind eine super Kombination, mit der man in den Kampf ziehen kann. Die Strecke war abwechslungsreich und gut präpariert. Und – auch wir waren bereit!“

Rain

Rain: Frühere Ultramarathons, verschiedene Herausforderungen im Gesundheitssport und Erfahrungen von der letztjährigen Tactical Foodpack Expedition Estonia hatten uns für den Wettbewerb gut vorbereitet. Eines war uns klar – auf Waldorientierung und Radtraining müssen wir mehr Acht geben. Als wir den Instagram Wettbewerb von Tactical Foodpack gewannen und sie anfingen, uns zu unterstützen, wurde es besonders großartig. Mach einfach dein Ding! Super! Aus Sicht des Teams lief alles perfekt. Siim, Sille und Kaspar sind eine super Kombination, mit der man in den Kampf ziehen kann. Die Strecke war abwechslungsreich und gut präpariert. Und – auch wir waren bereit! Je mehr Radfahren und Kanufahren umso einfacher ist es sich fortzubewegen. Zumindest für mich. Ein 170 km langer Ultralauf in Nordfinnland oder ein 100 km langer griechischer Olympus-Traillauf haben mich mehr umgebracht. Aber trotzdem… während der Expedition hatten wir alle einige schwache Momente gehabt. Das war uns natürlich auch schon im Voraus bekannt und wir waren darauf vorbereitet. Glücklicherweise hatten wir alle diese schwierigen Momente zu unterschiedlichen Zeitpunkten, so haben wir schnell die Rollen aufgeteilt und unseren leidenden Teamkollegen bei der Genesung unterstützt. Bei der Teambesprechung schätzten wir unsere Endzeit auf etwa 27 Uhr und waren zuversichtlich, dass wir nicht in der Dark Zone bleiben würden. Wir haben ordentlich Gas gebeben und haben keine großen Fehler gemacht (mit Ausnahme des Erreichens des 1. Kontrollpunkts zu Beginn der Sumpfphase). Doch lag die Endzeit etwa bei 35 h. Das ist eigentlich okay, denn die Sieger kamen auch ca. 7 h später an. Das bestätigte, dass die Strecke extrem schwierig und anspruchsvoll war. Ein großes Lob geht aber an die Organisatoren! Wir haben Orte besucht, die meine Augen noch nie zuvor gesehen hatten! Mit Siim verschieben wir immer in den Wettbewerben die Grenzen, um herauszufinden, was ist das, was uns irgendwann zerbrechen wird! Expedition Estonia war lang, aber wirklich vergnüglich. Es war ein schönes Fest! Bis zu den nächsten Abenteuern!

Kaspar: „Es war ein wahnsinniger Wettbewerb! Und wir haben es problemlos hinbekommen! Wann findet die nächste Veranstaltung statt?

Nach 35h an der Ziellinie

Der Wettkampf 2023 findet vom 30. Juni bis 2. Juli statt. Die Strecke verläuft im Gebiet der alten Grafschaften Sakala und Nurmekunna, d. h. in Mittelestland, und ist etwa 230 km lang. Die Route durchquert wunderschöne unberührte Wälder und Moore sowie spannende Kulturlandschaften und besondere Naturobjekte. Die Strecke muss aus eigener Kraft, ohne fremde Hilfe oder motorisierte Hilfsmittel absolviert werden. Die Route ist in die Etappen Trekking, Mountainbiken und Wasserfahrzeuge unterteilt. Die Teams müssen die auf der Karte angezeigten Kontrollpunkte des Rennens besuchen, zwischen denen die genaue Route frei gewählt werden kann. Die Standorte der Checkpoints und detaillierte Kursanweisungen werden den Teilnehmern erst vor der Expedition bekannt gegeben. Die Strecke führt die Teilnehmer von etablierten Trails in unberührtes, schwierigeres Gelände (auch weite Gebiete ohne Trails), was sie zu einer echten Wildnis-Expedition macht. Die vorhergesagte schnellste Zeit für Nonstop-Rennen beträgt etwa 20 Stunden, aber die Strecke wird 40 Stunden lang geöffnet sein, sodass es möglich ist, sie ruhiger und mit Ruhepausen zu absolvieren. Expedition Estonia ist eine harte Herausforderung. Das Absolvieren des Wettkampfes selbst ist eine der schwierigsten körperlichen und geistigen Herausforderungen, denen du dich in Estland stellen kannst. Um zu gewinnen, musst du besonders hart, klug und belastbar sein …

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